Bei meiner großen Reise durch Zentralasien und Indien im Jahre 2003 hatte ich an den Grenzen zweimal Pech. In Kasachstan wurde mir die Einreise verwehrt und ich wäre beinahe im Knast gelandet, weil ich selbstherrlich am Visum etwas korrigiert hatte. Für Tadschikistan hatte ich gleich gar kein Visum erhalten. Allerdings wurde mir im usbekischen Samarkand ein Tagesvisum ausgestellt, dass ich wenigstens die nur 60 Kilometer entfernte historische Stadt Pandschakent besuchen konnte. In der Nähe befinden sich in Alt-Pandschakent die Ruinen einer ehemaligen sogdischen Stadt. Dort führte mich ein hervorragend Deutsch sprechender Lehrer, der sein spärliches Gehalt als Gästeführer aufbesserte und erzählte mir nicht nur viel über die Geschichte sondern auch über das schwere Leben in der ehemaligen Sowjetrepublik. Hierzu ein Link
http://www.spiegel.de/reise/europa/tadschikistan-sagenhaftes-pompeji-zentralasiens-a-406899.html
2010 reiste ich nach Afghanistan und zwar auf dem Landweg über Usbekistan. Auf der Rückreise konnte ich das Versäumte nachholen und mich in Tadschikistan ausführlich umsehen. Von Mazar e Sharif kehrte ich über die sogenannte Brücke der Freundschaft in das usbekischen Termes zurück und von dort ging es mit dem Taxi zum außerhalb gelegenen Busbahnhof. Wie es mir wiederholt bei der großen Zentralasienreise 2003 geschehen ist, war der Taxler wieder einmal als Sowjet-Soldat in der DDR stationiert: „Germania Characho“. Vom Busbahnhof ging es mit dem Sammeltaxi in die Kleinstadt Denau und von dort mit einem anderen Fahrzeug an die Grenze nach Tadschikistan. Diesmal war es bei der usbekischen Ausreise wie ein wunderschöner Traum. Ich wurde an vielen warttenden Frauen vorbei gewunken und freundlich begrüßt. Die tadschikischen Grenzer übertrafen noch deren Freundlichkeit und haben mich gleich mit Handschlag begrüßt. Nach 1 ½ Kilometer Fußmarsch erreichte ich den nächsten Sammeltaxistand und es ging weiter nach Duschanbe, die Hauptstadt des Landes. Auf Schusters Rappen habe ich die tadschikische Hauptstadt erkundet. Sie wirkt recht beschaulich mit breiten Alleen und einem großen Platz auf welchem die Statue eines Nationalhelden steht der hier Lenin abgelöst hat.
Irgendwann begegnete ich einem Bärentreiber vorbei. Anfangs hat mir das graue Zotteltier leid getan, aber sein Führer vermittelte den Eindruck, dass er es gut mit dem Tier meint. Zu den Kunststücken zählte u.a., dass der Bär mehrere Purzelbäume schlug. Die Einheimischen waren begeistert.
Mit Sammeltaxis reiste ich weiter durch das Turkestangebirge. Es ging auf steiler staubiger Straße weit hinauf in die Berge. Man durfte gar nicht ins Tal schauen, so steil ging es nach unten. Immer wieder waren abgestürzte Autowracks zu sehen.
Meine Mitreisenden erwiesen sich als ausgesprochen liebenswerte Menschen. Zum Mittagessen wurde ich eingeladen, Widerspruch zwecklos.
Mein Ziel war die historische Stadt Istarvashan, ein berühmter Handelsplatz. Die Menschen in diesem Ort, so gut wie ungeschoren von Touristen, waren so etwas von herzlich, dass es kaum zu beschreiben ist. Auch die Mädchen hier im muslimischen Land hatten keine Berührungsängste und wollten wissen woher ich komme. Bei der Medresse (Koranschule), habe ich mich mit den Koranschülern, so um die 18 Jahre, gestikulierend unterhalten. Einer meinte „Almon“ (wo kommst du her?) – „Faschist?“ – ich fragte ihn: „Kommunist?“ – da mussten alle herzlich lachen. Fast jeder, ob Jung oder Alt, grüßte freundlich mit „Asalam Malaikum“ oder manchmal während des ganzen Tages „Good Morning“. Auf „Almon“ und die Antwort „Germania“ kam manchmal die Antwort von den älteren Männern: „Hitler kaputt“ und ich antwortete mit „Stalin kaputt“ – wieder Gelächter.
Der Kommunismus war immer noch präsent, denn direkt neben der Freitagsmoschee stand die Leninskulptur.
Wie üblich suchte ich mir ein Sammeltaxi in Richtung Pandschakent und musste dieses Mal vier Stunden warten, bis genügend Mitreisende beieinander waren.
Entlang des Zarafshan-Flusses reiste ich weiter durch Karstlandschaft, welche immer wieder durch grüne Oasen unterbrochen wird.
Schließlich war ich wieder im mir vertrauten Pandschakent. Im muslimischen Tadschikistan war das sowjetische Erbe noch allgegenwärtig, so war es selbstverständlich, dass auf dem Bazar eine Schnapsbude mit umwerfender Auswahl vertreten war.
Von dort organisierte ich mir einen Lada-Geländewagen mit Fahrer. Es wurde eine Fahrt durch die aufregende Gebirgslandschaft des Fan-Gebirges. Entlang des Shing-Flusses ging es auf Geröllpiste steil hinauf zu sieben hintereinander liegenden tiefblauen Seen vor gigantischer Berglandschaft.
In einem kleinen Gebirgsdorf haben wir zu Mittag gegessen. Auf dem Boden sitzend gab es bei netten Menschen Joghurt, Reis mit Lammfleisch und Tee.
Zurück in der Pension lernte ich einen jungen Mann mit wuscheligem Haar kennen. Eric, ein Sprachgenie, ist ein echter Weltbürger: marokkanische Jude mit kanadischem Pass, einer deutschen Freundin und Wohnsitzen in Florida, Hongkong und Hamburg und nun nach 12jährigem Studium verschiedener Disziplinen Musiker von Beruf. Wir waren uns auf Anhieb sympathisch und haben uns hervorragend auf Deutsch unterhalten.
Wir reisten gemeinsam weiter nach Samarkand und besichtigten auf dem Weg zur Grenze die Ruinen von Alt-Pandschakent.
Ich freute mich auf Samarkand, eine der beeindruckendsten Städte an der Seidenstraße, nun sollte ich zum dritten Mal in diese Traumstadt kommen.
Tadschikistan hat gut 8 Millionen Einwohner und ist ein Binnenstaat in Zentralasien. Hauptstadt ist Duschanbe, die Währung der Somoni und Nachbarländer sind Usbekistan, Kirgisistan, Volksrepublik China und Afghanistan. Quelle: Wikipedia.
Weitere Infos unter
https://de.wikipedia.org/wiki/Tadschikistan